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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 26

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 26 — Schwälmer, zeigen noch echt hessisches Wesen. Sie haben eine hohe, kräftige Gestalt und meist blaue Augen und blonde Haare. Die Männer tragen blaue und weiße Kittel und kurze Beinkleider von Leinen, die Frauen viele kurze, nur zum Knie reichende Röcke übereinander. Die Zahl der Röcke (oft 8—10) gilt als Maßstab der Wohl- habenheit. Die Schwälmer halten treu an der schönen, eigentümlichen Tracht, an alten Sitten und Gebräuchen fest. Treue und Glauben sind bei ihnen noch heimisch. Da die Schwälmer sehr fleißig, sparsam und einfach in ihrer Lebensweise sind, so herrscht bei ihnen meist Wohlstand. An der Vereinigung zweier Eisenbahnen gelegen ist die Stadt Treysa mit einer Bewahranstalt für Mädchen. Bei dem Flecken Frielendorf befindet sich ein Braunkohlenbergwerk; bei dem Orte Schönstein am Haina- gebirge sind Eisenhütten und Hammerwerke. Am Fuße des Knüll liegen die Amtsorte Meukirchen (Stadt) und ^Oberaula (Flecken). Hoch am Knüll auf rauher Bergfläche hat das alte Städtchen Schwarzenborn seine Lage. Von den Bewohnern desselben erzählt der Volkswitz allerlei lustige Streiche („Schwarzenborns Streiche"). Bei dem Orte befindet sich der große fisch- reiche Schwarzenbörner Teich, aus dem die Esze abfließt. 10. Kreis Momberg. Auch dieser Kreis gehört fast ganz dem Schwalmgebiete an. Bon Gebirgen finden wir in demselben das Homberger Bergland und einen Teil des Knüll. Mitten durch den Kreis zieht das schöne Tal der Efze, welches sich im Norden zur Schwalmniederung öffnet. Die Kreisstadt Homberg liegt an der Efze und am Südfuße eines mächtigen Basaltkegels, der die letzten Reste der Burg Homberg trägt. An Anstalten besitzt Hom- berg ein evangelisches Lehrerseminar und eine Taubstummenanstalt. In der Kirche wurde 1526 eine Kirchenversammlung abgehalten, in welcher man die Einführung der Reformation in Hessen beschloß. »Homberg im 30 jährigen Kriege. Im 30jährigen Kriege stand das ganze Amt Homberg in Flammen. Auch die Stadt fiel in Schutt und Asche. Heldenmütig hatten die Bürger, mit hessischen Truppen vereint, im Jahre 1636 auf dem Schlosse eine Beschießung und den Sturm von 13000 Kaiserlichen abgeschlagen; sie hatten geschworen, hier zu überwinden oder zu sterben. Da fiel eine Magd in den Brunnen und wurde in Stücken heraufgeholt. Der Ekel benahm den Verteidigern den Gebrauch des Wassers. Ehrenvoll übergaben sie das Schloß 14 Tage nach dem Sturm. Darauf gründet sich die Sage von einer im Schloßberge hausenden weißen Frau. Schloß und Stadt wurden vom abziehenden Feinde zerstört, was wieder aufgebaut wurde, von einem späteren Durchzuge ver- nichtet. Nie gewann Homberg seine frühere Blüte wieder. In der Nähe von Homberg sind Eisengruben (bei Mardorf) und eine Eisenhütte (bei *Holzhaufen). Den Vernagau südwestlich der Kreisstadt, welcher nach dem Dorfe Verna benannt ist, bezeichnet man wegen seiner Fruchtbarkeit als die „Hessische Schmalzgrnbe". Das Städtchen "Borken

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 2

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
dem sind noch vier kleinere Teile von Nachbarländern umschlossen. Zeige den nördlichsten Punkt des Hauptlandesi Suche den südlichsten Punkt auf 1 In der Richtung von Norden nach Süden hat unser Bezirk seine größte Ausdehnung. Sie mißt 180 Kilometer oder 36 Stunden^). Zeige den östlichsten und den westlichsten Punkt! Der Flächeninhalt beträgt über 10000 Quadratkilometer oder 180 Quadratmeileu. 3. Oberfläche. Die Oberfläche Hessens zeigt Berg- und Hügelland, Ebenen und Täler. Letztere sind nach den sie durchfließenden Gewässern benannt. A. Gebirge. Unser Regierungsbezirk ist größtenteils Berg- und Hügelland. 1. Das höchste hessische Gebirge ist die Rhön. Dieselbe erscheint im ganzen als eine weite Hochebene, aus welcher viele Kuppen und Rücken in Gestalt von Kegeln, Glocken, Grabhügeln u. s. w. hervorragen. Die herrlichste Ansicht des schönen Gebirges genießt man bei der Stadt Fulda. Mau unterscheidet die Hohe oder Lange Rhön, die Borderrhön und den Landrücken. Die Hohe Rhön, der Hauptrücken des Gebirges, zieht sich von Süden nach Norden an der Südostgrenze unseres Bezirks hin. Sie bildet breite und stundenlange Hochflächen, die öde und felsig, kahl und rauh und oft noch bis Pfingsten mit Schnee bedeckt sind. Fast nur Wiesen und Weideflächen liegen hier ausgebreitet; hier und da finden sich Moore. Die Moore bilden vom Wasser erweichten, schwammigen Boden. Dieser ist mit Moos, Gras und anderen Pflanzen überzogen. Beim Betreten sinkt er ein. Fast überall sieht man Wasserpfützen. Ihr Wasser ist braun und übelschmeckend. Durch allmähliches Versinken und Verwesen der Pflanzen bildet sich unter der Oberfläche eine oft mehrere Meter dicke braune Masse, der Torf. Dieser wird ausgegraben oder gestochen, getrocknet und als Brennstoff benutzt. Das größte Rhönmoor ist das Rote Moor. Es ist Vs Stunde lang und V4 Stunde breit. Die Hohe Rhön liegt größtenteils in unserm Nachbarlande Bayern. Dort erhebt sich der Kreuzberg 930 m hoch. Auf seinem kahlen Gipfel steht ein Kloster und ein hölzernes Kreuz von 20 m Höhe. Hier errichtete schon im Jahre 689 der hl. Kilian, der im umliegenden Franken das Christentum predigte, ein Kreuz. Fast ebenso hoch als der Kreuzberg ist das Dammersfeld, ein langer, kahler Rücken. Der höchste Berg der Rhön und des ganzen Regierungsbezirkes ist die Große Wasserkuppe, 950 m hoch. Ihr breiter, mit Wiesen bedeckter Gipfel trägt ein eisernes Schutz- und Wirtshaus. Die geuaunten Berge gewähren weite, schöne Aussichten. Milder und fruchtbarer ist die Vorderrhön. Dieselbe wird auch die Kuppenreiche Rhön genannt, da sie eine Menge von Kuppen und Küppeln *) 5 km — 1 Wegstunde.

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 29

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 29 — Die Bereitung des Kochsalzes in der Saline zu Sooden. Das Wasser der bei Sooden entspringenden Salzquellen enthält aufgelöstes Salz und heißt Salzwasser oder Sole. Aus demselben wird in der Saline Kochsalz ge- wonnen. Da sieht man lange, oft 25 m hohe Gerüste aus starkem Gebälk, welche von unten bis oben mit Dornen ausgefüllt sind. Man nennt sie Gradierwerke. Durch Pumpwerke wird die Sole über die Dornen geleitet, so daß sie in einzelnen Tropfen langsam von Dorn zu Dorn herabrinnt. Die Sole verliert durch Sonne und Luft an Wassergehalt, auch läßt sie an den Dornenwänden (Gradierwänden) die erdigen Teile zurück. Zwei- bis dreimal muß sie diesen Weg machen. Behälter unter den Gebäuden fangen die herabtröpfelnde Sole auf und leiten sie in die Pfannen des Siedehauses. Dort wird das Wasser durch Hitze verdampft; das Salz aber setzt sich in kleinen Kristallen auf den Boden der Pfanne und wird nun in besonderen Räumen getrocknet. Die Saline zu Sooden liefert jährlich 70000 Zentner Kochsalz. Nördlich von Witzenhausen befindet sich am Kreuzungspunkte zweier Bahnen das Dorf Eichenberg. Am Fuße des ton- und kohlenreichen Hirschbergs finden wir die Ton- und Töpferstadt Großalmerode. Im 15. und 16. Jahrhundert gab es im Kausungerwald um Großalmerode zahlreiche Glashütten. Von da verbreitete sich die Kunst der Glasbereitung über das nördliche Deutschland, und Großalmerode wurde die Hauptbundesstätte aller Glas- macher Norddeutschlands. Großalmerode lieferte für die Glasbereitung die aus Ton gebrannten Schmelztiegel. Allein die Glashütten gingen nach und nach ein bis auf die zu Ziegenhagen, welche jetzt noch besteht, und Großalmerode verlor seinen Glanz. Dagegen hob sich nun die Verfertigung der Tiegel, welche man nicht mehr bloß für die Glashütten, sondern auch für die Schmelzung edler Metalle verwendet? Gerade durch dieses Erzeugnis ist Großalmerode zur Berühmtheit gelangt; denn lange waren die Großalmeroder Schmelztiegel die besten und wurden nach allen Teilen der Erde versandt. Außerdem verfertigte man feuerfeste Steine, Töpfergeschirr, irdene Pfeifen und Spielkugeln für die Kinder (Knicker oder Klicker) in großer Menge. In allen diesen Betriebszweigen ist die Blüte vorüber. Doch sind noch zahlreiche Fabriken in Tätigkeit. Auch wird der Ton in großen Massen bis nach Amerika versandt. So schöpft Großalmerode noch immer seinen Lebensunterhalt aus den mächtigen Tonlagern des Hirschbergs. Großalmerode ist Endstation einer Zweigbahn, die bei Walburg ein- mündet. Die Amtsstadt Lichtenau liegt ganz im Süden des Kreises auf einer kahlen Hochebene. 13. Kreis Cschwege. Der Kreis Eschwege gehört zu den schönsten und interessantesten Land- strichen unsers Regierungsbezirks. Ganz im Gebiete der Werra gelegen, wird derselbe von der Werra, Wehre und deren Nebenbächen durchflössen. Südlich der Werra liegt das Ringgaugebirge und der Meißner, nördlich der Werra der Rand des Eichsfeldes. Eschwege, Kreisstadt von 12 000 Ein- wohnern, breitet sich an der Werra in einer fruchtbaren Ebene aus. Das-

4. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 1

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
lvie ist doch die Lrde so schön! I. Wie ist doch die Erde so schön, so schön! Das wissen die Vögelein: sie heben ihr leicht Gesieder und singen so fröhliche Lieder in den blauen Gimmel hinein. 2. Wie ist doch die Erde so schön, so schön! Das wissen die Flüss' und Seen: sie malen in klarem Spiegel die Gärten und Städt' und Ejügel und die Wolken, die drüber gehn. 3. Und Sänger und Maler wissen es und Binder und andere Leut'! Und wer 's nicht malt, der singt es, und wer 's nicht singt, dem klingt es in dem Gerzen vor lauter Freud'! R. Rein ick. j. (Ein Gang nach der Friedberger Warte. Wir gehen die nach N. ziehende Friedberger Landstraße entlang nach der Friedberger Warte. Bevor wir letztere erreichen, biegen wir rechts in die Parkanlagen des Hochbehälters ein. Wohlgepflegte Wege führen um die Anlagen des unterirdischen Sammelbeckens der Quellen vom Nogelsberg und Spessart nach der mit Bäumen bepflanzten An- höhe, die uns einen herrlichen Blick auf die tiefer liegende Stadt ge- währt. Wir vergleichen die Höhe unseres Standortes mit dem südlich von uns liegenden Dome. Die Friedberger Warte liegt rund 160 m, unser Standpunkt 158 in, der Domplatz 96 in über deni Meeresspiegel, d. i. über der mittleren Wasserhöhe der Nordsee^). Wenn nun der Domplatz 96 m über dem Meeresspiegel liegt, und die i) Der mittlere Nordseespiegel ist gleichbedeutend mit dem seit 1879 in Preußen angenommenen Ausgangspunkt bei Bestimmung der Höhenlagen, dem Normalnullpunkt, Normalnull, abgekürzt N. N. Er ist dauernd festgelegt am Nordpfeiler der Stern- warte zu Berlin. Der Frankfurter Hauptbahnhof liegt 99,24 in, der Nullpunkt des Mainpegels 90,90 m, die Friedberger Warte 159,74 in über N. N. Hinket, Hcssen-Nassau. 1

5. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 2

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
2 — Domhöbe 95 m beträgt, so liegt die Domspitze 96 m -f 95 m = 191 m über dem Meeresspiegel, Der Höhenunterschied der Domspitze und der Friedberger Warte beträgt somit 191 m — 160 m = 31 m, ohne Berücksichtigung des Turmes. Da unser Standpunkt aus dem Hochbehälter etwa 2 m tiefer liegt, so beträgt der Höhenunterschied zwischen diesem und der Domspitze 191 m — 158 m = 33 m. — Welche Gebäude, Türme :c. der Stadt lassen sich von hier ans erkennen? Der östliche Ausgang des Parkes stößt auf die Straße, die rechts nach Bornheim und links nach der Warte führt. Betreten wir diese Straße von dem Parke aus, so liegen links Vereinsgärten (Er- klärnng!) und rechts der Bornheimer Friedhof. Zwischen letzterem und den genannten Gärten führt ein schöner Weg nach Seckbach. An der linken Seite desselben liegen unter der Erde die Leitungsrohre, die das Ouellwasfer dem Hochbehälter zuführen. Wir wandern unserm Ziele, der Friedberger Warte, zu. Durch ihre erhöhte Lage am Vereinignngspnnkte zweier Landstraßen, von denen die eine nach Friedberg, die andere nach Homburg führt, eignet sie sich ganz besonders als Beobachtungsplatz (Warte) über die vor ihr liegende Taunuslandschast. Sie bildet jetzt noch ein ummauertes Gebäude, das einen geräumigen Hof und einige Wohnräume umfaßt. An der nord- westlichen Ecke erhebt sich der etwa 15 m hohe Wartturm, vor dem noch der alte Ziehbrunnen zu sehen ist. Die Friedberger Warte wurde im Jahre 1476 erbaut und diente zur Be- sestigung des Straßenüberganges über die sogenannte Landwehr. Letztere zog sich in einem großen Kreise rund um die Stadt. Wenn wir uns die noch vorhandenen Warten durch Gräben in vorwiegend gerader Linie verbunden denken, so haben wir im allgemeinen die Richtung der Landwehr. In der Regel bestand sie aus zwei nebeneinanderliegenden tiefen Gräben mit dazwischen errichtetem Erdwall, der mit dichtem Gebüsch, Gebück genannt, bewachsen war und den Zweck hatte, das znr Stadt gehörige Feld oder Land vor räuberischen Überfällen zu schützeu („wehren") und den Feind mit seinen Geschützen nicht so nahe an die Stadt heran- kommen zu lassen. Nicht selten kam es vor, daß man Leute aus den Feldern weg- schleppte, um auf diese Weise ein Lösegeld zu erpressen. Um das Gebüsch auf deu Erdwälleu undurchdringlich zu machen, schnitt man die Spitzen der gepflanzten Bäume ab, verflocht die Zweige oder bückte sie nieder in den Boden, wodurch die Schutzwehr aus den Wällen immer dichter wurde. Im 0. und W. war die Stadt von sumpfigen Niederungen, „das Bruch" genannt, umgeben. Diese Sumpsnie- deruugeu bildeten für die Stadt einen natürlichen Schutz. Durch die Landwehr sollte diese Schutzwehr vervollständigt werden. Gute Dienste leistete die Landwehr im Kampfe gegen die Ritter des Taunus. Deshalb wollte Werner v. Falkenstein, Kurfürst und Erzbischof von Trier, die Erbauung der Warten nicht dulden. Er ließ im Jahre 1460 sogar die erste steinerne Sachsenhäuser Warte vollständig zerstören. Auf dem Turme der Friedberger Warte wurde wie aus allen Warttürmen Tag und Nacht Wache gehalten. Nahte der Feind, so warnte man die aus dem Felde arbeitenden Bürger durch Aushängen von Körben, später durch Schießen vor der drohenden Gefahr. Sie eilten mit ihrem Vieh in den durch Mauern und

6. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 69

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
69 — Infolge des verwitterten Basaltbodens ist der Vogelsberg ans den Höhen gut bewaldet; in den Tälern findet man grasreiche Wiesen und fruchtbare Felder. Die kleinen und kräftigen Vogelsberger Kühe werden mehr und mehr durch Schweizer Vieh (Simmentaler) verdrängt. — Der Quellenreichtum des Vogels- berges ist bekannt. Das Wasser von 139 Quellen wird bei Fischborn gesammelt und über Birstein nach den: hochgelegenen Sammelbecken des Aspenhainer Kopfes bei Wächtersbach und von dort durch eine 43 km lange eiserne Rohrleitung nach dem Hochbehälter in der Nähe der Friedberger Warte bei Frankfurt geleitet. Die Wasserzufuhr aus diefen Quellen beträgt täglich etwa 8000 cbm; dazu kommen täglich etwa 6000 cbm Wasser aus den Spessartquellen, aus dem Cassel- und Biebergrund und aus dem Wasserwerk von Wirtheim. Anch das Wasser dieser Quellen wird zunächst in das Sammelbecken des Aspenhainer Kopfes geleitet und dort mit dem Vogelsberger Wasser vereinigt. Als Hauptausfuhrprodukte erwähnen wir die Basaltsteine, die Brannkohlen, die Erzeugnisse der Forstwirtschaft, der Viehzucht und des Ackerbaues. Die kräftige Lust wird von den Sommerfrischlern, deren Zahl von Jahr zu Jahr zunimmt, als besondere Wohltat empfunden. (Ferienkolonien^. b) Der Spessart (Spechtshart — Spechtswald) breitet sich südlich vom Kinzigtal im Mainviereck aus. Er bildet ein rauhes Buntsandsteingebirge mit abgerundeten Kuppen'). Nur mit seinen nördlichen Vorhöhen, darunter das 530 m hohe Orb er Reisig, ragt er in unseren Regierungsbezirk, und zwar in die Kreise Gelnhausen und Schlüchtern. Etwas höher als der hessische Spessart ist der bayerische Spessart. Hier bemerken wir den Hahneltkamm, den östlich von Aschaffenburg liegenden 950 m hohen Geiersberg und die Eselshöhe, etwa in der Mitte des Mainvierecks. Über die Eselshöhe läuft ein alter Weg (ähnlich dem Rennstieg auf dem Thüringer Wald), der den Spessart in zwei ihrer Natur nach verschiedene Teile teilt. Der östliche Teil heißt Hochspessart. Er ist höher und rauher als der westliche Spessart und größtenteils mit Buchen- und hochstämmigen Eichenwäldern bedeckt. Rehe, Wildschweine, wilde Katzen und Auerhähne sind hier in reicher Zahl zu finden. Der westliche Teil heißt Vorspessart. Er ist weniger reich an Waldungen, enthält aber in seinem Innern Eisenerze. Die Bevölkerung des Hochspessart ist arm und ernährt sich vorwiegend durch Holzfällen, durch Au- und Abforsten von Waldungen, durch Beerensammeln, Holz- flößen :c. Das Buchenholz wird vielfach an Ort und Stelle zu Faßdauben ver- arbeitet. Die hohen Eichenstämme werden meist zun: Schiffbau verwendet und gehen bis nach dem Niederrhein und nach Holland. Auch werden beide Holzarten als Brennholz nach den an dem Maine liegenden Städten verkauft. (Wo kann man dies beobachten?) Aus den Nadelholzwäldern der bayerischen Waldreviere werden die Baumstämme als Bauholz in langen Flößen, oft 15—20 Einzelflöße hintereinander gebunden, mainabwärts versandt. (Beobachtungen an den Frank- furter Schleuseu!) — Die Sandsteinbrüche des Spessartabhanges bei Aschaffen- bürg liefern bräunliche Sandsteine von mittlerer Güte, während die Brüche von Miltenberg an mainaufwärts hellrote Steine von bedeutender Festigkeit und Wetterbeständigkeit liefern. (Wo kann man am Main das Ausladen beobachten?) i) Granit, Gneis und Glimmerschiefer mit aufgelagertem roten und gefleckten Buntsandstein.

7. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 25

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 25 Frankfurt a. M- nach Höchst a. M, Flörsheini. an den Weinbergen von Hoch- heim vorbei nach Kastel. Hier und schon vorher, in der Nähe von Kostheim, erblicken wir den herrlichen Rheinstrom mit seinen lieblichen Ufern und zahlreichen Schiffen, die Mündung des Maines in den Rhein und die Festung Mainz mit dem herrlichendom. Die Türme der 10 katholischen und der beiden evangelischen Kirchen, die über den Rhein führende Rhein brücke (188k!—85), diewilhe l m s b r ü ck e (1903), sonne die oberhalb dieser liegende Eisenbahnbrücke geben der Stadt ein malerisches Aussehen. In Kastel erregt die in der Nähe des Bahnhofes liegende Kaserne mit ihren Schießscharten unsere Aufmerksamkeit. Nach kurzer Weiterfahrt gelangen wir nach Wiesbaden, Wiesbaden. der Hauptstadt des ehemaligen Herzogtums Nassau und der jetzigen Hauptstadt des nach ihr benannten Regierungsbezirks. Wiesbaden gehört zu den schönsten Städten Dentschlands-Aes liegt in einem Talkessel, 4 Km vom Rhein entfernt. Infolge seiner herrlichen Lage, seines äußerst miloen und gesunden Klimas, seiner weltbe- rühmten Heilquellen wnchsz die Zahl der Bewohner von Jahr zu Jahr. Im Jahre 1800 hatte die Stadt rund 2000, jetzt hat sie 100 T. Einwohner und jährlich 80—100 T. Kurgäste.^ Schon den alten Römern waren die warmen Quellen von Wiesbaden bekannt. Sie nannten |sic nach dem Orte Mattiacum die warmen mattiakischen Quellen (Mattiaci fontes calidi). Wiesbaden war in der römischen Zeit der Hauptort eines alten Chattenstammes, der Mattiaker. Die größte Merk- Würdigkeit Wiesbadens ist der von einer geräumigen Trinkhalle umgebene Koch- brunnen. Dieser Brunnen wird so genannt, weil das Wasser zu kochen scheint; es erreicht aber nur eine Hitze von 70° C. Quellen mit warmem oder heißem

8. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 47

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 47 — Die Lahn durchfließt gegen das Ende ihres Laufes die berühmte Badestadt Ems (ruud 6 500 Einw.), in einem engen, von bewaldeten Anhöhen eingeschlossenen Tale gelegen, in das zwei Seitentäler münden. Das warme Wasser der Emser Mineralquellen ist kristallklar, rein und entwickelt im Glase perlartige Gasbläschen. Der Geschmack ist weich, säuerlich und prickelnd. Die Quellen werden vorzugsweise gegen Erkrankungen der Bad Ems. Atmnngs- und Verdanungsorgane gebraucht. Die berühmtesten Brunnen sind der Kesselbrunnen mit einem Wärmegrad von rund 46° C, das Kränchen mit 35°, der Fürstenbrunnen mit 39°, der Kaiserbrunnen mit 28° C. Besonders beliebt als Trinkquelle ist die Nene Ouelle mit 59° C. Die ge- nannten Quellen entspringen in dem König!. Kurhause mit Ausnahme der Neuen Quelle. Schon die Römer scheinen die Quellen gekannt zu haben. Der Pfahl- graben, der hier die Lahn überschreitet, schloß Ems in das Bereich des römischen Gebietes ein. Der Kursaal ist auf 3 Seiten von dem Kurgarten umgeben. Er ent- hält eine Anzahl glänzend eingerichteter Säle. Eine gedeckte Wandelbahn, die den Kurgästen bei schlechtem Wetter dient, führt jenseits des Kurgartens am Lahnufer abwärts, zu beiden Seiten von schattigen Alleen und künstlerisch angelegten Blumen- besten eingefaßt. An ihrem Ende erhebt sich das von Prof. Otto in Berlin

9. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 11

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 11 — baut. Der Fußboden bestand aus Lehn,, die Dächer waren mit Stroh, Schilf und Schindeln bedeckt. Die Besatzung des Kastells zählte ungefähr eine Kohorte oder 500 Mann. Von besonderem Interesse sind die Heizungsanlagen der Römer. Man verwandte zur Feuerung nur Holzkohlen, weil diese wenig Ranch entwickeln. — Einige Stufen führten zum Heizgemach (Hypokaustum). Vor diesem setzte ein Diener die Holzkohlen in Brand und schob sie in den ovalen Heizraum. Man nimmt an, daß von da die Glnt durch einen Kanal in den Hohlraum unter dem Fußboden strömte und die quadratischen Backsteinplatten, die von etwa einen halben Meter hohen Pfeilern getragen wurden und dem Fußboden zur Unterlage dienten, erwärmte. An den Ecken und Wänden des Zinnners waren rechteckige Hohlziegel angebracht, wodurch die einströmende, heiße Luft, nachdem sie den ganzen Fußboden erwärmt hatte, in das Freie entwich. - Bereits im 2. Jahr- hundert nach Chr. Geburt wurde die Hypokanstenheizung der Wohnräume im N. des Römerreiches bekannt. Von dem nördlichen Tore führt jetzt ein Weg abwärts nach einem in der Nähe aufgestellten Steine. Dieser steht ans dem dort vorüberziehenden Pfahlgraben und trägt die Inschrift: „Römischer Grenzwall oder Pfahlgraben"'). Auf dem Steine befindet sich eine Zeichnung des Laufes dieses Erdwalles, der die Grenze zwischen dein römischen Reiche und dem freien Germanien bezeichnete. Der Grenzwall diente zur militärischen Sicherung und war gleichzeitig Zollgrenze. Vor dem Erdwalle zog sich ein Graben hin, der an einzelnen Stellen oben mit Pfählen oder Palisaden besetzt war. Der Wall selbst war mit einen: sogen. Ge- bück bepflanzt. Hinter dem Graben besand sich ein Kolonnenweg. An diesem standen in Abständen von 460 bis 1000 in Türme, die für die Grenzwächter be- stimmt waren. In jedem Turm war eine Wache; außerdem giug eiu Wächter zwischen je 2 Türmen auf und ab. Bisher wurden am ganzen Pfahlgraben 80 Kastelle und 800 Wachttürme aufgefunden. Kreuzen wir vor dem linken Seitentore die Landstraße und biegen in den Wald, so führt ein schöner Waldweg abwärts nach der nahe gelegenen Loch- mühle im Erlenbachtale. Der Name verdankt seinen Ursprung einer Mühle, die früher in dein lochähnlichen Talgrunde betrieben wurde. Jetzt bezeichnet er eine Wald- Wirtschaft, die den Sommersrischlern und Touristen Erholung bietet. Eine lohnende Fußwanderung den Erlenbach entlang führt uns durch das „Köpperner Tal" nach der schön gelegenen französischen Kolonie Friedrichsdorf, von da durch den Hardtwald zurück nach Homburg. Auch können wir von der Lochmühle aus die von Usingen kommende Bahn benutzen und über Friedrichsdorf nach Homburg zurückfahren. Friedrichsdorf wurde im 17. Jahrhundert von den Franzosen, die i) Der Grenzwall (lirnes) zog sich von Hönningen bei Andernach am Rhein nach der Lahn, schloß Ems ein, lief südlich bis Schlangenbad, wandte sich alsdann östlich nach der Saalburg, dem Feldberg, der Kapersburg, von hier nach N. bis über Butzbach hinaus, beschrieb sodann einen nach 8. offenen Bogen bis Großkrotzenburg am Main, am westlichen Ende des Mainvierecks. Von Krotzenburg bis Wertheim bildete der Main die natürliche Grenze. Von Wertheim a. M. lief der Pfahlgraben nach 8. bis Lorch in Württemberg, in der Nähe des Hohenstaufen, von da östlich bis fast zur Mündung der Altmühl. — Das Wort Pfahlgraben steht zu dem Worte Pfahl in keiner Beziehung.

10. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 16

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
16 — schaft zurück, welche die Festung sprengen sollte. In dem Hofe der Festung befand sich eine Zisterne- Diese wurde mit Pulver gefüllt und mit Steinen bedeckt. Ehe noch die Arbeit vollendet war, entzündete sich infolge einer Unvorsichtigkeit die Ladung. Die Festung wurde zertrümmert und uicht wieder aufgebaut. Sage über die Gründung vvn Königstein. Mit Beginn der christlichen Zeitrechnung kamen die Römer in diese Gegend und gründeten hier eine Ansiedlung. Nach den Römern erschienen die Franken, welche die Bnrg und deu Ort mit dem Namen Kuuigstein bezeichneten. Daraus eutstaud der Name Königstein. Über die Entstehung Königsteins geht folgende Sage: Einst verirrte sich der Frankenkönig Chlodwig auf einer großen Jagd in den Taunusbergen. Nach langem Umherirren gelangte er an den Ort, an dem jetzt die Burgruine steht. Er grub zufällig das Zeichen des Kreuzes in das Moos. Da spaltete sich der Berg, und eine himmlisch schöne Jungfrau stand vor- dem überraschten Könige, ein Kruzifix und einen Lorbeerkranz in der Hand haltend. „Schon 309 Jahre", sprach sie, „bin ich durch die Macht eines Zauberers in diesen Berg gebaunt. Nach seinem Spruch muß ich hier der Erlösung harren, bis ein heidnischer König das Zeichen des Kreuzes auf einen dieser Felsen gräbt und dann deu Glauben der Christen annimmt." Erschreckt über diese seltsame Erscheinung gab der König das Versprechen, sich taufen zu lassen. Die Jung- frau aber drückte ihm den Lorbeerkranz auf die Stirne, gab ihm das Kruzifix in die Haud und sprach: „In diesem Zeichen wirst du siegen! Kehre als Christ wieder zurück und grabe dasselbe Zeichen iu diesen Felsen, dann wird der letzte Zauber schwinden und meine Erlösung vollbracht sein." Mit diesen Worten ver- schwand die liebliche Erscheinung in der Tiese, und die Felsenwand schloß sich wieder zusammen. Schweigend ging der König den Berg zu seilten Jagdge- fährten in das Tal hinab, ohne ihnen von der Erscheinung etwas zu sageu. Kaum hatte Chlodwig die Alemauneu geschlagen i486) und 311 Reims die Taufe empfangen, so eilte er uach dem Taunus, sein Versprechen zu erfüllen. Mit zitternder Hand grub er das hl. Kreuzzeichen in den Boden ein. Alsbald öffnete sich die Felsenwand. Aber statt der holdseligen Jungfrau stieg jetzt eine weiße Taube empor, schwang sich dreimal um den Felsenhügel und verschwand dann hoch im Blau des Äthers. — Chlodwig erbaute aus dem Felsen eine Burg und legte in dein Tale, wo er die Jagdgefährten beisammen angetroffen hatte, den Grundstein zu einer der geheiligten Jungfrau geweihten Kapelle. Den Grundstein nannte er Saxum regis, d. i. Stein des Königs oder Königstein. Von Königstein führen wohlgepflegte Landstraßen südöstlich nach Cronberg, südlich über Neuenhain nach Soden, einem reizend und geschützt liegenden Bade- orte. Von hier fahren wir mit der Eisenbahn über Höchst und Griesheim nach Frankfurt zurück. A. Der Regierungsbezirk Wiesbaden. Der Regierungsbezirk Wiesbaden ist fast zur Hälfte Gebirgsland srund 41 Teile vom Hundert). Er wird im S. und W. vom Rhein umflossen und im Innern von zahlreichen größeren und kleineren
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